Montag, 23. November 2015

die Anderen

Auf der gesamten Welt scheint es im Moment drunter und drüber zu gehen. Die Flüchtlingsfrage in Deutschland, die Konsequenzen aus dem Pariser Attentat, der Krieg in Syrien, das Verhalten der großen Mächte der Welt wie USA und Russland usw. Vermutlich könnte man hier noch eine ewig lange Liste machen. Theoretisch hätte man einen riesigen Pool an Themen für einen solchen Blogeintrag wie heute. Und eigentlich schreibe ich gerade auch nur drauf los, dass mal wieder etwas Leben hier herein kommt. Nicht wundern also, wenn es etwas unkoordiniert erscheint.

Ich will gar nicht das schreiben, was sowieso schon überall steht. Ich will nicht noch einmal Gedanken zu Paris und zu Flüchtlingen preis geben. Die meisten, die das lesen kennen mich ja doch irgendwie. Ich will uns und damit auch mich nur mal wieder neu hinterfragen. Hinterfragen, warum wir eigentlich immer von "den Flüchtlingen" reden. Nein, ich will das Wort nicht in "Ausländer" umtaufen. Denn irgendwie ist ja doch alles falsch, was man sagt. Ich will auf etwas anderes hinaus.
Wir schaffen Abstand. Warum reden wir nicht einfach von Menschen. Menschen wie du und ich. Menschen, die gerade eine sehr krasse Lebensphase haben. Menschen, die Hilfe suchen. Menschen. Nicht mehr und nicht weniger.

Sehr oft habe ich in den letzten Tagen immer mal wieder lesen müssen, dass wir uns doch zuerst mal um unser eigenes Volk kümmern müssen. Das wir zuerst an unsere Kinder denken sollen und die Gelder für unsere Schulen und unsere Gemeinden ausgeben sollten. Wie ich so etwas hasse. Da werd ich irgendwie innerlich immer aggressiv. Warum um alles in der Welt machen wir schon wieder einen Unterschied, ob der Mensch aus Deutschland kommt oder aus Syrien? Warum muss ich dafür kämpfen, dass mein Kind die optimalste Bildung bekommt, aber ich kämpfe nicht dafür, dass Kinder von anderen Menschen überhaupt die Chance auf Bildung haben? Warum muss ich dafür kämpfen, dass ich noch fairer bezahlt werde, aber ich kämpfe nicht dafür, dass junge Erwachsene überhaupt arbeiten dürfen? Warum mache ich einen Unterschied zwischen den einen Menschen und den anderen? Warum steht meine "Nationalität" dazwischen? Nicht falsch verstehen bitte. ErzieherInnen sind unterbezahlt und die Situation in Deutschland ist alles andere als schön. Wir müssen dafür kämpfen. Ganz klar. Und auch schlechte Arbeitsbedingungen sind ein Missstand. Dennoch frage ich mich, warum so viele "uns Deutsche" für so wichtig halten, dass anderen Menschen die Chance auf Leben so gnadenlos abgesprochen wird.

Jetzt bin ich doch etwas politisch und allgemein geworden. Dennoch war mir das irgendwie wichtig. Ähnliches gilt übrigens für den Terror in Paris. Keine Frage. Es ist schrecklich. Schrecklich, dass Menschen zu so etwas fähig sind. Und auf der anderen Seite sehe ich die Menschen, wie sie mit Paris solidarisieren aber nicht mit den anderen Orten der Welt, wo es weitaus schlimmeren Terror gibt. Aber es betrifft uns kaum. Überall anders bleibt es einfach nur eine Meldung, anstatt uns ebenso zu erschüttern. Abstumpfung nennt man das. Wo der Terror zum Alltag geworden ist, sollte er nicht als normal verharmlost werden.

Jetzt habe ich mir aber auch Gedanken darüber gemacht, was es für uns und vor allem für mich bedeutet. Was kann ich tun? Was sind meine Möglichkeiten? Was könnte ich in die Hand nehmen. Was könntest auch du in die Hand nehmen:

  • Geh in die Politik! Viel zu wenige Christen gehen aktiv in die Politik. Dort haben wir vermutlich unter anderem die größten Möglichkeiten etwas zu ändern.
  • Hör auf von uns und von "den Flüchtlingen" zu reden. Rede lieber von Menschen. Denn das sind sie. Ihre Identität besteht nicht daraus Flüchtling zu sein. 
  • Nimm ein Kind auf. Viele der Menschen aus Syrien und Co. haben keine Eltern mehr und sind Kinder. In einer Familie aufzuwachsen kann eine riesige Chance sein. Natürlich auch eine riesige Herausforderung. Vor allem für dich. 
  • Baue Freundschaften auf. Lerne sie kennen und lerne von ihrer Kultur und ihrer Persönlichkeit.  Lerne und sei einfach für die Menschen da. 
  • Baue Vorurteile ab. Glaub nicht alles, was du liest und hörst. Warum muss ein Syrer in zerrissenen Hosen und abgenutzten Klamotten herumlaufen? Richtig. Das muss er nicht. 
Das sind nur ein paar wenige Punkte. Bei der Politik und dem Aufnehmen eines Kindes gebe ich selbst zu: Das wird nicht mein Weg sein. Zumindest nicht in den nächsten Jahren. Dennoch sind mir die Gedanken durch den Kopf gegangen. Und ich lade dich ein, dir das dennoch kurz zu überlegen, ob du das machen würdest. 

Was mir ein großes Anliegen ist:
Behandle Menschen doch bitte wie Menschen.

Natürlich läuft auch viel schief. Und Kulturunterschiede sind nicht immer einfach. Und Deutschland wird sich verändern. Ganz klar. Aber Veränderungen sind wichtig. Wie sollen wir denn weltweit zusammenwachsen, wenn wir isoliert voneinander leben? Wenn wir nicht alle Menschen als Menschen betrachten? Wenn wir einen Unterschied sehen zwischen Uns und den Anderen?

Jetzt habe ich aber genug geschrieben. Mehr als ich eigentlich ursprünglich wollte. Und es gäbe noch so viel mehr zu sagen. 
Wie gehts mir? Gut. Was mache ich gerade? viel, aber irgendwie zu wenig. Sehr paradox. Drücke ich mich vor dem Lernen? Schon möglich. Aber wer tut das nicht. Richtig! Der letzte Satz war eine Feststellung und keine Frage. Und jetzt? Warte bitte auf den nächsten BlogEintrag!