Samstag, 9. September 2017

Change Your Life

Heilige Haare

Wer würde niemals jemand an seine Haarpracht lassen? Hände hoch! Ja, auch wenn du gerade vor deinem Bildschirm sitzt und diesen Blog liest. Egal wo du bist, hebe deine Hand, wenn dir deine Haare so heilig sind, dass nur der Friseur deines Vertrauens deine Haare schneiden darf. Mir sind meine Haare zwar nicht ganz so heilig, aber dennoch habe ich in den letzten Wochen festgestellt, dass die Haarpracht doch einen großen Teil des optischen Aussehens ausmacht und dass viele Menschen auf eine veränderte Frisur stark reagieren. Keine Ahnung warum. Die Haare sind maßgeblich für den ersten Eindruck. 

Warum erzähle ich das Ganze? Meine Haare machten in den letzten Wochen einige Veränderungen durch. Ich zog aus meiner WG aus (später mehr) und dort ist es eiserne Tradition, dass der Auszuziehende seine Haarpracht färben muss. Über die Farbe entscheidet die WG. So wurden mir die Haare zunächst auf ein sattes Heinoblond gefärbt und anschließend zu einem strahlenden Kirschrot weiterverarbeitet. Ich war anschließend auf insgesamt 3 Wochen Zeltlager. Ein sehr guter Gesprächseinstieg waren zumeist meine Haare. Auf dem Procamp ging es dann noch einmal rund. Von einem Assilook Vokuhila ging es über in einen 5mm Schnitt. Mittlerweile sind die Haare vermutlich wieder auf 8mm oder so. Meine Haare machten also eine Menge Veränderungen durch. 

Komm zum Punkt

Der August war dieses Jahr ein krasser Break. Das Jahr, das mir nun bevorsteht wird viele Veränderungen mit sich tragen. Schon jetzt hat es angefangen. Ich musste vom Berg weg ziehen, da die LM nicht genügend Wohnraum für so viele Studenten bereithält. Also muss sich der vierte Jahrgang privat in Liebenzell eine Wohnung suchen. Somit stand Umzug auf dem Plan. Nun wohne ich wieder mit drei anderen wundervollen Menschen in einer WG. Im sogenannten "Netto Ghetto". Das ist schon mal eine größere Veränderung, die bereits in Kraft getreten ist. Das nächste ist, dass ich im kommenden Jahr meine Bachelararbeit schreiben werde. Ja, das heißt auch, dass ich nächstes Jahr im Sommer mein Studium abschließen werde. Und das heißt wiederum, dass ich im kommenden Jahr nach einem Arbeitsplatz suchen werde. Ihr seht also: Es stehen noch viele Veränderungen an. 

Und was ist jetzt mit den Haaren?

Die Haare wurden für mich zu einem kleinen Bild. Oft halten wir an alten Dingen fest. An Traditionen, die sich bewährt haben, an Haaren, die schon immer gut aussahen. Zumindest nicht völlig beschissen. Wir halten an Gewohnheiten fest, die an sich gut funktionieren. Daran ist auch nicht immer alles schlecht. Manchmal hat es auch berechtigte Gründe. Auch der Alltag ist eine Gewohnheit, eine Tradition, ein wiederkehrendes Ereignis, das einfach läuft. Es werden im Leben aber Veränderungen kommen. Manchmal erzwungen, weil ein Abschnitt endet (Schule, Studium, Partnerschaft, Arbeitsstelle, Ortswechsel usw.). Manchmal aber auch freiwillig, weil man selbst etwas ändern will (Gewohnheiten ablegen, neue Fähigkeiten erlernen, neuen Menschen kennen gelernt usw.). Was bei Veränderungen immer wieder der Fall ist, soweit ich das beobachten konnte: Es schmerzt oft. Denn für Veränderungen muss man etwas altes aufgeben. So wie die Haare bei mir die Farbe wechselten, bzw. komplett runter waren. Am Anfang muss man sich von altem Verabschieden. Das tut oft weh. Denn das alte ist bekannt. Um das alte musste man sich nicht mehr kümmern. Das lief. Vielleicht manchmal zu gut. Zu unreflektiert und manchmal vielleicht auch einfach nicht mehr an die Umstände angepasst. Aber was Bekanntes wegwerfen ist nicht einfach. Es ist aber oft notwendig, wenn wir Neues beginnen lassen wollen. 
Wenn mein Studium endet, dann beginnt etwas komplett Neues. Der alte Alltag wird nicht mehr da sein. Ich brauche neue Gewohnheiten und kann alte Muster nicht mehr weiterfahren. Wenn ich eine neue Fähigkeit erlernen will, dann brauche ich dafür Zeit. Ich muss also etwas altes vielleicht sein lassen um neues zu erlernen. 

Was also tun?

Wir können  verschieden damit umgehen. Wir können uns dagegen sträuben, vor Angst erstarren und einfach gar nichts tun. Wir können uns darüber beklagen und jammern. Ich hätte mich vor der Tradition sträuben können und meine Haare nicht färben lassen. Das hätte bestimmt funktioniert. Ich hätte auch mit den Haaren rumlaufen können und mich ständig über meine böse WG beschweren könen, die mir das angetan hat. Aber bei all dem akzeptiere ich nicht das, was passiert ist. Wenn sich dein Leben ändert kannst du dich über die Umstände beschweren und der ewige Pessimist bleiben. Aber ich habe eine Alternative, die ich bevorzugen will: Mach dir die Situation zu nutze! Ich habe die roten Haare für super Gesprächseinstiege auf Zeltlagern verwandt. Ich habe sie hier als Sinnbild für Veränderung eingebaut und auch auf geistlich theologischer Ebene lässt sich ein Bild ziehen. Ich mache das Beste aus dem, was mir gegeben ist. 
So will ich es auch mit anderen Veränderungen machen. Manchmal ist es schön, wenn sich etwas verändert. Manchmal haben wir davor Angst. Ob begründet oder nicht, diese Angst kann uns erstarren lassen. Sie kann uns handlungsunfähig machen. Wir können über ungewollte Veränderungen klagen und jammern bis uns keiner mehr zuhört. In solchen Veränderungen will ich das Beste daraus machen. Denn Veränderungen erschaffen neue Möglichkeiten. Wo zuvor kein Weg zu sehen war, können nun breite Straßen verlaufen. 

Was ich dir sagen will

Vielleicht ist in deinem Leben mal wieder eine Veränderung dran. Vielleicht bist du gerade so im Alltag eingefahren, dass dir dein Leben fade erscheint. Du hast schon jede Ecke deines aktuellen Lebens erkundet. Schaue über den Tellerrand hinaus. Erlebe wieder Neues. Verändere etwas! So kannst du vielleicht aus einem anderen Blickwinkel dein Leben wieder neu entdecken. 
Vielleicht stehst du aber gerade auch in einer Veränderung, die dir zu viel ist. Du bist gelähmt, weil dich gerade alles überrennt. Und eigentlich willst du, das alles so bleibt wie es bisher war. Die schlechte Nachricht: Es bleibt nicht wie es war und es wird nicht mehr so wie es einmal war. Die gute Nachricht: Es beginnt etwas Neues. Nimm die Herausforderung an. Erlebe was Neues. Sieh es als Chance, nicht als Belastung. Veränderungen können schwer sein. Ja. Aber sie haben immer auch großes Potenzial für neue Möglichkeiten. Nutze sie, anstatt sie vorbeiziehen zu lassen.