Montag, 29. Mai 2017

Long time no see

Hallo ihr Räuber,
er ist wieder da! Also ich. Ihr wisst was ich meine.

Ob es eine gute Idee ist, direkt nach dem TMT einen Blog zu schreiben weiß ich nicht. Ja, ich nutze das TMT als Ausrede für schlechten Stil und falsche Sprache.

Die Frage:

Wie viel  Einsatz ist gut für uns? Vollgas für Jesus. Alls für den Herrn und zwar wirklich ALLES! Sich voll verausgaben. In den Verantwortungen, in denen wir stehen und in den Aufgaben, die wir haben. Ganz egal, ob du Hauptamtlicher bist und 10 Gemeinden leitest oder ob du Ehrenamtlicher bist und dich um die Jungschar kümmerst. Wann ist es zu viel des Guten! Ab wann ist der Punkt erreicht, dass man sich rausnehmen darf. Gibt es diesen Punkt denn überhaupt?
Diese Frage beschäftigt mich nun schon einige Monate.

Das Leben:

In meinem jugendlichen Leicht- (und Wahn-)sinn war ich starker Verfechter der Alles oder Nichts Philosophie. Wenn ich in der Jungschar mitarbeite, dann bitte auch ganz. Dann bin ich jeden Dienstag da. Dann bereite ich mich auch vor. Dann gehe ich auf die Schulungen vom EC. Dann muss alles andere hinten anstehen. Jede Klassenarbeit, jede Prüfung und jede andere Tätigkeit. Auch der Fußball damals. Ebenso ging es mir mit meiner Funktion als JK Leiter. Später im FSJ ging es ebenso weiter. Nur war ich da schon der Mini-JuRef. Begrenzt auf 1 Jahr war es auch in Ordnung dieses Jahr mit Vollgas zu bestreiten.

Der Aufgabenpool:

In Liebenzell merke ich, dass es nicht immer so einfach ist. Mich überwältigen zu viele Aufgaben und zu knapper Zeit. Gerade das letzte halbe Jahr war wieder mal voll gestopft mit den verschiedensten Tätigkeiten. Da habe ich die Aufgaben im KV Vorstand, meine Rolle als Student und somit auch ganz schön viel Lernzeug an der Backe, nebenbei will ich noch TK in Würzbach machen, mein Freundeskreis von daheim abdecken, die WG, in der ich lebe nicht vernachlässigen, die restlichen Studis auf dem ach so heiligen Berg mit der ein oder anderen Veranstaltung beglücken, und die eigene Family hat ebenso ihren ganz wichtigen Platz. Die Hälfte habe ich vermutlich gerade vergessen. Mich zerreist es manchmal und es gibt Wochen, da weiß ich nicht wo mir der Kopf steht.
Mein persönliches Problem ist, dass ich vermutlich zu wenig Nein sagen kann und mir die ganze Arbeit nebenbei auch noch Spaß macht. Immerhin eine gute Voraussetzung.

Das Hamsterrad:

Aber zurück zur Ausgangsfrage: Wann ist es genug? Im letzten Semester hatten wir das Modul "Führung und Coaching". Dort war das Thema Burnout zwar ein Randthema, aber dennoch nicht unwichtig. Stell dir vor, du bist ein Hamster. Drehst du das Hamsterrad oder dreht das Hamsterrad dich?  Bestimmt die Arbeit dein Leben oder kann ich noch selbst bestimmen, was ich machen möchte und was nicht? Kann ich, wenn es zu viel wird, mit Tätigkeiten aufhören oder bricht das gesamte System zusammen, wenn ich Arbeit abgebe? Die Frage nach dem Hamsterrad lohnt sich immer wieder zu stellen.

Die Beziehungen:

Ein zweiter Faktor stellt die Beziehungen dar. Man könnte noch einmal aufteilen in Beziehung zu Menschen und Beziehung zu Gott, aber denkt euch einfach beide Seiten mit. Leiden meine Beziehungen darunter? Kann ich Freundschaften pflegen? Kann ich zwischendurch auch einfach mal Beziehungen leben, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben? Klar, der ein oder andere mag sagen, dass mein Job schließlich Beziehungsarbeit sei, aber genau da ist der Knackpunkt. Arbeit! In welchem Rahmen können gesunde Beziehungen entstehen und wachsen. Nehme ich mir den Freiraum oder nicht. Das ist ein Punkt, mit dem ich selbst am meisten zu kämpfen habe.

Der dritte Punkt:

Weil jede Aufzählung drei Punkte haben muss. Die Zeit für mich selbst! Habe ich einen Rahmen, in dem ich mich selbst entfalten kann? Kann ich mich selbst entwickeln und meine eigenen Wünsche und Interessen verfolgen? --- Ist das nicht postmodern und böse? --- fragt sich der ein oder andere vielleicht. Ich glaube Nein. Gott hat in dich Begabungen hineingelegt. Er hat uns Menschen als bedürftige Menschen geschaffen. Als Menschen, die Wünsche, die Ziele und die Bestrebungen haben. Ich glaube, wir handeln zu Gottes Ehre, wenn wir uns um uns selbst kümmern. Und damit meine ich kein um sich selbst drehen. Denn die Gefahr des zu viel entsteht nicht dadurch, dass wir nur nach uns selbst schauen. Die Gefahr des zu viel entseht im Gegenteil, das wir uns selbst vergessen, nicht mehr auf unseren Körper hören und uns selbst vernachlässigen. Deshalb: Schaffe dir Zeiten, in denen du ausruhen kannst. In denen du eigene Interssen verfolgst. Einem Hobby nachgehst oder einfach nur faulenzt. Nicht als Lebensmitte, aber als Ausgleich.

Fazit:

Das was wir tun, sollten wir mit vollem Einsatz tun, keine Frage. Aber vergessen wir nicht, dass wir uns nicht von der Arbeit oder vom Amt bestimmen lassen sollten. Die Beziehungen zu unseren Mitmenschen und zu Gott sollte immer einen Platz in unserem Leben haben und auch uns selbst und unsere Bedürfnisse dürfen nicht zu kurz kommen.