Freitag, 1. Dezember 2017

Leadership #2 Find your Style

Vom Musikstil

Welchen Musikstil hörst du? Von Klassik bis hin zu Rock und Hip Hop gibt es eine so enorm hohe Palette an Genres, dass man sehr leicht die Übersicht verlieren kann. Aber jeder hat einen Lieblingsstil. Musik, die man einfach gerne hört. Ich zum Beispiel mag die Klänge einer E-Gitarre, die Einfachheit von drei Akkorden und für mich braucht der Sänger kein ausgesprochenes Talent, solange er nicht jeden Ton verfehlt. Kurzum: Einfacher Rock. Nur passt das nicht in jeder Gelegenheit. Für eine Party ist Rock nur bedingt gut geeignet. Dort wird doch meistens mehr Popmusik eingesetzt. Bei einem Essen mit meinen Eltern werde ich auch ganz andere Musik auflegen (wobei... Bei meinen nicht unbedingt ;) ). Usw. Je nach Situation muss ich mich auch auf andere Musik einstellen.

Vom Führen

Aber was hat das mit Leiterschaft zu tun? Ganz einfach. Wie es in der Musik verschiedene Stilrichtungen gibt, so gibt es auch bei der Leiterschaft verschiedene Führungsstile. Jeder hat so seinen Lieblingsführungsstil. Der eine hat es am liebsten, wenn er alles kontrollieren kann, der nächste ist mehr der Lenker und der dritte leitet am liebsten indem er anleitet. Der fügt sich am liebsten stark in sein Team ein, der nächste berät das Team viel mehr. Es gibt hunderte Arten zu leiten und zu führen. Und in einer gewissen Sparte fühlt man sich am wohlsten.

https://karrierebibel.de/fuehrungsstile/
Wie in der Musik passt nicht jeder Führungsstil in jede Situation. Als 1. Vorsitzende eines Kreisverbandes partizipiere ich viel mit meinem Team, entwickle mit ihnen Ideen und leite, indem ich mich in das Team integriere. Diesen Führungsstil mag ich sehr arg. Igendwo dort fühle ich mich zu Hause. Als ich aber in der Zeltzeit Stollmeister war (kleines Zelt, ich Chef), musste ich ganz anders leiten. Dort kann ich nicht erst mit dem Team Ideen entwickeln und die Leute fragen, was sie gerne hätten. Ich muss vielmehr klare Anweisungen geben. Du! Mach das! Du! Hol die Leiter! Du, lad den Hänger aus! usw. Der Führungsstil wird viel direktiver. Ich muss also flexibel bleiben. Auch wenn ich diesen Führungsstil nicht präferiere muss ich trotzdem ab und an in der Lage sein mich anzupassen.

Die 9 Beispiele für Führungsstile, die ihr auf dem Bild seht, beschreiben Idealtypen. Es gibt in der Musik kaum reine Vertreter ihres Genres. Die meisten Gruppen mischen ihren Hauptstil mit anderen. Reinformen gibt es so nicht (vielleicht ganz wenige). Ähnlich verhält es sich auch mit den Führungsstilen. Reinformen gibt es kaum. Jeder führt irgendwo zwischen diesen 9 Typen. Aber es hilft sich selbst klar zu werden, wohin man sich einordnen würde. Warum? Wer sich kennt, der weiß um seine Stärken und um seine Schwächen. Wer sich kennt, der kann auf Situationen besser reagieren und versteht besser, warum man wie handelt und wer sich kennt, der weiß auch, was er ändern muss/sollte.

Vom Lernen

Wie findet man zu seinem Leitungsstil? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ich habe den Tipp bekommen in die Vergangenheit zu schauen. In welchen Gruppen übernimmst du Leitung? Und dann überlege dir, wie du leitest. Fällt es dir schwer so zu leiten? Leitest du automatisch so? Ich will ein Beispiel geben. Als ich das Stoll Zelt aufbaute muss ich sagen, dass ich mich nicht so wohl gefühlt habe. Es war etwas sehr ungewohntes für mich direkte Anweisungen zu geben. Das liegt auch an meiner doch fehlenden Dominanz in meiner Persönlichkeit. Hingegen im Kreisverband fühle ich mich sehr wohl und ich mache es schon fast automatisch im Team zu leiten und innerer Bestandteil des Teams zu sein. Also: Schaue, was dir liegt, wie du dich selbst erlebst. Lasse dich feedbacken und reflektiere dich selbst.
Wichtig ist: Jeder Leitungsstil hat Stärken und Schwächen. Je nach Situation ist ein Führungsstil stark oder auch schwach. Der Kontrollierende Stil ist nicht schlecht. Er passt nur in bestimmte Gebiete hinein. Geauso der Partizipierende Stil. Dieser würde nie beim Stoll Zelt funktionieren. Ist aber im KV Vorstand gold wert.
Zweiter Tipp: Welche Leiter beeindrucken dich? Versuche diese Personen in die Grafik einzuordnen. Das hilft dir zu sortieren und dich mit dem Thema mehr auseinander zu setzen.

Ich selbst bin auch noch in einem Prozess herauszufinden, was zu mir passt und wo ich noch Verbesserungsbedarf habe. Das ist dann immerhin schon einmal ein Fortschritt. 

Mittwoch, 22. November 2017

Leadership #1 Born or Made?

Tief im Süden der Republik, im Schwarzwald, trafen sich ca. 10 Studenten der Internationalen Hochschule Liebenzell um über ein Thema mehr herauszufinden. In St. Georgen fand das erste Leiterschaftswochenende statt. Grund genug um über genau dieses Thema einen Blog zu schreiben. Dabei soll es aber kein Bericht über das Wochenende werden sondern ich will die Themen hervorheben, die mich selbst ins Nachdenken gebracht haben.  Ich werde die Posts in (hoffentlich) nicht all zu langen Abständen posten. Alles auf einmal wäre zu viel. Deshalb in kleinen Häppchen!

Ende der kurzen Vorrede und ab in den Inhalt!

Leaders born or made?

So hieß ein Themenblock, den ich hier gleich vorne an stellen möchte. Es ging darum, ob wir als Leiter geboren werden oder ob jedem die Fähigkeiten eines Leiters zugeschrieben werden können. Das Ergebnis war auf der einen Seite hilfreich auf der anderen aber weiterhin unbefriedigend.
Auf der einen Seite kann sich jeder zu einem Leiter entwickeln und jeder ist dazu berufen Leitung zu übernehmen. Leiterschaft wurde da aber schon im kleinen verstanden. Leitung über die eigene Familie, Leitung über einzelne Personen, von Jungscharlern bis hin zu guten Freunden. Leitung kann und soll jeder übernehmen. Auf der anderen Seite sehen wir aber Leitung auch als Geistesgabe in der Bibel. Es gibt also doch Menschen, die besonders begabt sind bzw. wurden. Für mich habe ich entschlossen Leitung als Gabe zu sehen, die nicht jeder hat. Als ein gewisses Etwas, das man haben muss. Dabei sind die Leitungstypen sehr unterschiedlich, aber es braucht etwas, das Menschen auf einen hören und einem folgen. Gerne folgen. Das heißt für mich aber nicht, dass sich der Rest aus jeglicher Leitungsverantwortung herausreden kann. Vieles kann man sich anlernen und antrainieren. Nicht jeder ist gemacht für die Leitung großer Werke oder Bewegungen, aber jeder kann sich Tricks und Kniffe aneignen, die einem helfen zu Leiten.
Da der Blog natürlich ein wenig autobiografisch geführt wird:

Wie sieht das bei mir aus?

Und diese Frage finde ich sehr schwer zu beantworten.
Zu Beginn des Wochenendes hatten wir als Einstig die Frage, ob Leiten unser Element sei.
Und auf diese Frage habe ich mit gutem Gewissen JA antworten können. Es macht mir Freude Verantwortung zu übernehmen. Es macht mir Freude Prozesse in Gang zu bringen und zu begleiten. Ob ich darin gut und erfolgreich bin? Das ist eine Frage, die ich ehrlicherweise nicht wirklich beantworten kann. In manchen Dingen wahrscheinlich schon, aber in vielen Dingen auch nicht. Entscheidend für mich ist aber, dass ich mich in Leitungsrollen wohl fühle, auch wenn nicht alles leicht ist und wenn ich noch viel, viel, wirklich viel lernen muss.
Eine letzte Frage, die ich mir gestellt habe:

Wie findet man so etwas heraus?

Und meine Antwort? Recht pragmatisch möchte ich sagen. Einfach ausprobieren. Sich einfach mal ins kalte Wasser wagen. Wenn einen niemand hineinwirft muss man sich halt überwinden uns selbst springen. Ich habe mich damals (vor 3 Jahren) dazu entschieden den Posten des 1. Vorsitzenden bei uns im EC Kreisverband zu übernehmen. Es war eine gute Entscheidung. Auch wenn ich zu Beginn überhaupt keine Ahnung hatte, was ich zu tun habe. Auch wenn ich viele Fehler gemacht habe. Ich hatte auch viele freudige Momente. Ich durfte sehen wie Dinge entstehen. Leider auch wie andere Dinge eingingen. Aber insgesamt wüsste ich heute immer noch nicht, ob ich für Leiterschaft gemacht bin, wenn ich es nicht einfach ausprobiert hätte. Deshalb: Spring ins kalte Wasser. Lass nicht immer die anderen Leitung übernehmen. Mach Fehler! Lerne daraus und mach es das nächste Mal besser.
Die einfachste Methode herauszufinden, ob du ein Leiter bist es es einfach zu tun. Leite!

Samstag, 9. September 2017

Change Your Life

Heilige Haare

Wer würde niemals jemand an seine Haarpracht lassen? Hände hoch! Ja, auch wenn du gerade vor deinem Bildschirm sitzt und diesen Blog liest. Egal wo du bist, hebe deine Hand, wenn dir deine Haare so heilig sind, dass nur der Friseur deines Vertrauens deine Haare schneiden darf. Mir sind meine Haare zwar nicht ganz so heilig, aber dennoch habe ich in den letzten Wochen festgestellt, dass die Haarpracht doch einen großen Teil des optischen Aussehens ausmacht und dass viele Menschen auf eine veränderte Frisur stark reagieren. Keine Ahnung warum. Die Haare sind maßgeblich für den ersten Eindruck. 

Warum erzähle ich das Ganze? Meine Haare machten in den letzten Wochen einige Veränderungen durch. Ich zog aus meiner WG aus (später mehr) und dort ist es eiserne Tradition, dass der Auszuziehende seine Haarpracht färben muss. Über die Farbe entscheidet die WG. So wurden mir die Haare zunächst auf ein sattes Heinoblond gefärbt und anschließend zu einem strahlenden Kirschrot weiterverarbeitet. Ich war anschließend auf insgesamt 3 Wochen Zeltlager. Ein sehr guter Gesprächseinstieg waren zumeist meine Haare. Auf dem Procamp ging es dann noch einmal rund. Von einem Assilook Vokuhila ging es über in einen 5mm Schnitt. Mittlerweile sind die Haare vermutlich wieder auf 8mm oder so. Meine Haare machten also eine Menge Veränderungen durch. 

Komm zum Punkt

Der August war dieses Jahr ein krasser Break. Das Jahr, das mir nun bevorsteht wird viele Veränderungen mit sich tragen. Schon jetzt hat es angefangen. Ich musste vom Berg weg ziehen, da die LM nicht genügend Wohnraum für so viele Studenten bereithält. Also muss sich der vierte Jahrgang privat in Liebenzell eine Wohnung suchen. Somit stand Umzug auf dem Plan. Nun wohne ich wieder mit drei anderen wundervollen Menschen in einer WG. Im sogenannten "Netto Ghetto". Das ist schon mal eine größere Veränderung, die bereits in Kraft getreten ist. Das nächste ist, dass ich im kommenden Jahr meine Bachelararbeit schreiben werde. Ja, das heißt auch, dass ich nächstes Jahr im Sommer mein Studium abschließen werde. Und das heißt wiederum, dass ich im kommenden Jahr nach einem Arbeitsplatz suchen werde. Ihr seht also: Es stehen noch viele Veränderungen an. 

Und was ist jetzt mit den Haaren?

Die Haare wurden für mich zu einem kleinen Bild. Oft halten wir an alten Dingen fest. An Traditionen, die sich bewährt haben, an Haaren, die schon immer gut aussahen. Zumindest nicht völlig beschissen. Wir halten an Gewohnheiten fest, die an sich gut funktionieren. Daran ist auch nicht immer alles schlecht. Manchmal hat es auch berechtigte Gründe. Auch der Alltag ist eine Gewohnheit, eine Tradition, ein wiederkehrendes Ereignis, das einfach läuft. Es werden im Leben aber Veränderungen kommen. Manchmal erzwungen, weil ein Abschnitt endet (Schule, Studium, Partnerschaft, Arbeitsstelle, Ortswechsel usw.). Manchmal aber auch freiwillig, weil man selbst etwas ändern will (Gewohnheiten ablegen, neue Fähigkeiten erlernen, neuen Menschen kennen gelernt usw.). Was bei Veränderungen immer wieder der Fall ist, soweit ich das beobachten konnte: Es schmerzt oft. Denn für Veränderungen muss man etwas altes aufgeben. So wie die Haare bei mir die Farbe wechselten, bzw. komplett runter waren. Am Anfang muss man sich von altem Verabschieden. Das tut oft weh. Denn das alte ist bekannt. Um das alte musste man sich nicht mehr kümmern. Das lief. Vielleicht manchmal zu gut. Zu unreflektiert und manchmal vielleicht auch einfach nicht mehr an die Umstände angepasst. Aber was Bekanntes wegwerfen ist nicht einfach. Es ist aber oft notwendig, wenn wir Neues beginnen lassen wollen. 
Wenn mein Studium endet, dann beginnt etwas komplett Neues. Der alte Alltag wird nicht mehr da sein. Ich brauche neue Gewohnheiten und kann alte Muster nicht mehr weiterfahren. Wenn ich eine neue Fähigkeit erlernen will, dann brauche ich dafür Zeit. Ich muss also etwas altes vielleicht sein lassen um neues zu erlernen. 

Was also tun?

Wir können  verschieden damit umgehen. Wir können uns dagegen sträuben, vor Angst erstarren und einfach gar nichts tun. Wir können uns darüber beklagen und jammern. Ich hätte mich vor der Tradition sträuben können und meine Haare nicht färben lassen. Das hätte bestimmt funktioniert. Ich hätte auch mit den Haaren rumlaufen können und mich ständig über meine böse WG beschweren könen, die mir das angetan hat. Aber bei all dem akzeptiere ich nicht das, was passiert ist. Wenn sich dein Leben ändert kannst du dich über die Umstände beschweren und der ewige Pessimist bleiben. Aber ich habe eine Alternative, die ich bevorzugen will: Mach dir die Situation zu nutze! Ich habe die roten Haare für super Gesprächseinstiege auf Zeltlagern verwandt. Ich habe sie hier als Sinnbild für Veränderung eingebaut und auch auf geistlich theologischer Ebene lässt sich ein Bild ziehen. Ich mache das Beste aus dem, was mir gegeben ist. 
So will ich es auch mit anderen Veränderungen machen. Manchmal ist es schön, wenn sich etwas verändert. Manchmal haben wir davor Angst. Ob begründet oder nicht, diese Angst kann uns erstarren lassen. Sie kann uns handlungsunfähig machen. Wir können über ungewollte Veränderungen klagen und jammern bis uns keiner mehr zuhört. In solchen Veränderungen will ich das Beste daraus machen. Denn Veränderungen erschaffen neue Möglichkeiten. Wo zuvor kein Weg zu sehen war, können nun breite Straßen verlaufen. 

Was ich dir sagen will

Vielleicht ist in deinem Leben mal wieder eine Veränderung dran. Vielleicht bist du gerade so im Alltag eingefahren, dass dir dein Leben fade erscheint. Du hast schon jede Ecke deines aktuellen Lebens erkundet. Schaue über den Tellerrand hinaus. Erlebe wieder Neues. Verändere etwas! So kannst du vielleicht aus einem anderen Blickwinkel dein Leben wieder neu entdecken. 
Vielleicht stehst du aber gerade auch in einer Veränderung, die dir zu viel ist. Du bist gelähmt, weil dich gerade alles überrennt. Und eigentlich willst du, das alles so bleibt wie es bisher war. Die schlechte Nachricht: Es bleibt nicht wie es war und es wird nicht mehr so wie es einmal war. Die gute Nachricht: Es beginnt etwas Neues. Nimm die Herausforderung an. Erlebe was Neues. Sieh es als Chance, nicht als Belastung. Veränderungen können schwer sein. Ja. Aber sie haben immer auch großes Potenzial für neue Möglichkeiten. Nutze sie, anstatt sie vorbeiziehen zu lassen. 
 

Freitag, 30. Juni 2017

Sakrales Gelaber

was mich stört...


...sind diese Inhaltsleeren Floskeln, die mir ständig über die Lippen kommen. Was mich stört sind die inhaltsleeren Gedanken, die ich im Gebet habe. Was mich stört ist meine ach so heilige und sakrale Gebetsstimme, die ich mir aneigne, wenn ich mit Gott rede. Was mich stört ist ganz einfach: Ich habe nicht das Gefühl authentisch zu sein wenn ich bete.

Wenn ich für mich alleine bete, dann kann ich in Gedanken minutenlang Anliegen vor Gott bringen und doch nichts sagen. Was ich gedanklich formuliere verpufft im selben Augenblick in meinem Kopf und ist vergessen. Nichts als Routine und Pflichtbewusstsein. Nichts als sakrales Gelaber.

Auch in Gruppen ist es nicht besser. In Liebenzell wird häufig in Kleingruppen gebetet. Die Anliegen sind meist vorgegeben. So beten wir für Missionare, für weltweite Arbeit und ab und an auch für uns selbst. Alles nicht schlecht. Ich finde das Anliegen super und an der Sache selbst ist nichts auszusetzen. Ich möchte dabei vor allem von mir sprechen, da ich nicht über andere richten will. Mir geht es oft so, dass mich ganz andere Dinge beschäftigen, als diese, die vorgestellt werden. Persönliche Dinge, Persönliche Dinge von Freunden, Anliegen, die einfach nicht in die Situation passen. Die meisten vorgestellten Anliegen sind für mich oft gänzlich fremd.
Mein Problem ist nun, dass ich nicht ehrlich und authentisch für die Leute beten kann. Ich kann Dinge sagen, die wie Gebet klingen, aber dabei fühle ich mich nicht echt. Es fühlt sich für mich nicht richtig an.

Bevor ich weiter schreibe muss ich noch eine Kleinigkeit los werden. Ich möchte hier niemanden persönlich angreifen. Ich möchte niemandem seine persönliche Beziehung zu Jesus absprechen. Es gilt das Prinzip: Prüfe alles und das Gute behalte. Vielleicht ist deine Art Gott anzubeten für dich genau richtig. Dann fühle dich nicht angesprochen. Vielleicht merkst du aber auch, ähnlich wie ich, dass dein Gebet für dich nicht echt ist, dann freue ich mich, wenn wir gemeinsam auf einem Weg sind.

Sakrales Gelaber hat für mich auch viel mit bestimmten Floskeln zu tun, die wir ständig gebrauchen. Worte, die kein Mensch, weder du noch ich, im Alltag verwenden. Ähnlich wie eine Bühnenstimme verfallen viele(mich eingeschlossen) in eine sakrale Gebetsstimme. Diese Stimme, so ist es bei mir, kommt aber nur hervor, sobald ich eine Gebetsgemeisnchaft habe. Ich frage mich also: Spreche ich in Gebetsgemeinschaften mit Gott, wie ich es auch sonst tue? Ist es noch echt? Spreche ich mit Gott oder mit den anderen in der Gebetsgemeinschaft?
Versteht mich nicht falsch. Ich möchte wie gesagt über niemanden urteilen, aber ich beobachte in letzter Zeit immer wieder, wie in Gebetsgemeinschaften immer wieder gleiche Floskeln runtergeleiert werden. Im gleichen Zug beschweren sich einige, dass liturgische Gottesdienste mit vorformulierten Gebeten nicht so ihr Ding seien. Aber sind solche Gebete nicht immerhin noch mit Inhalt gefüllt? Werden da nicht immerhin Anliegen vor Gott gebracht, ihn wird er da nicht immerhin gezielt gelobt?
Floskeln [hier deine Lieblingsfloskel denken] werden immer wieder wiederholt und irgendwann weiß man, was sein Nachbar gleich sagen wird, was seine nächsten Worte sind und eigentlich könnte man auch für ihn weiterbeten.

Ich will aber nicht nur jammern. Da mich das Thema schon länger beschäftigt, habe ich meine Gebetspraxis etwas verändert. Vielleicht hilft dir das ein oder andere ja auch oder du hast selbst einen genialen Tipp, wie das Gebetsleben wieder lebendig wird, wie es nicht nur eine Aneinanderreihung von Floskeln ist und wie inhaltsleeres sakrales Gelaber zu einem angeregten Gespräch mit Gott wird.

Allein seelig machende Rettung ;)

sprich stumm

Klingt komisch, hilft mir aber. Ich bete nicht mehr nur in Gedanken, sondern ich bewege dazu meine Lippen. Als würde ich normal mit jemandem reden, der neben mir sitzt. Solltest du alleine sein, oder sollte es dir egal sein, darfst du natürlich auch laut beten. Das mache ich auch ab und an. Aber sollte es der Situation nicht entsprechen, dann bewege ich zumindest meine Lippen und gestalte die Worte nicht nur in meinem Kopf, sondern lasse sie somit auch körperlich lebendig werden. Mir hilft das, nicht abzuschweifen. Mir hilft das konkret zu werden. Mir hilft das nicht zu labern.

Vorüberlegungen

Wenn du am Abend oder auch am Morgen betest, dann mache dir doch kurz davor ein par Gedanken. Denke darüber nach, für was du dankbar bist, für was du bitten möchtest, was dich beschäftigt, für was du Gott loben möchtest, was dich gerade ankotzt usw. Schreib dir Stichworte auf. Und dann halte dich nicht sklavisch an den Zettel. Nimm ihn als Hilfe, aber sei frei auch darüber hinaus mit Gott über Dinge zu reden, die dir gerade erst kommen.

Geh raus

Eine Sache, die mich schon öfters in lange Gespräche mit Gott verwickelt haben sind Gebetsspaziergänge. Sich bewegen, Die Natur genießen und dabei mit Gott reden. In solchen Spaziergängen hatte ich bisher die ehrlichsten Gespräche mit Gott. Dabei musst du natürlich nicht ständig reden. Ich genieße dabei auch die Natur, ich beobachte Menschen, ich höre auf Gottes Stimme und irgendwie bringe ich da schon mal ein paar Stunden rum. Wenn Spaziergänge nicht so dein Ding sind, dann gibt es vielleicht andere Dinge, bei denen du aus deinem normalen Alltag rauskommst. Für manche mag es das Autofahren sein, für den anderen Kaffee trinken mit Gott. Schau was zu dir passt.

Gebet ist kein Zwang

Gott verpflichtet dich nicht in einer Gebetsgemeinschaft laut zu beten. Wir haben seit kurzem die Möglichkeit bei ein paar Veranstaltungen für uns alleine zu beten. Ich nutze das verstärkt. Aber auch in der Gruppe musst du nichts sagen. Du darfst still für dich beten, du darfst in Gedanken mit den anderen mitbeten(auch dort bewege ich meine Lippen ab und an mit), du darfst auch einfach nur auf Gottes Stimme hören.
Ich bin selber nicht bei jeder Gebetsgemeinschaft still. Ich bete auch öfters laut. Aber ich bete dann vor allem für die Dinge, mit denen ich auch persönlich etwas verbinden kann. Dabei muss ich nicht die Menschen kennen. Es reicht mir manchmal schon, dass ich den Ort kenne, dass ich jemand anderen kenne, der von dort kommt oder etwas anderes, was mich irgendwie damit verbindet.

Beziehung

Fang an, Gebet wirklich als Beziehung zu sehen. Als ein Gespräch. Mit jemandem, der dir zuhört, der dir auch antwortet, der sich für das interessiert, was du sagst. Oft ist es doch so, dass wir das doch wissen und vermutlich sagst du, dass das doch klar ist. Aber ich glaube, dass uns das bewusst sein kann und dennoch oft nicht interessiert. Hast du Gott schon einmal angeschrieen? Hast du ihm schon einmal ehrlich gesagt, dass du mit dem oder jenem überhaupt nicht einverstanden bist und es auch nicht verstehen kannst? Und hör auf, deinen Gefühlen zu wiedersprechen. Wenn du wütend bist auf Gott, dann relativiere deine Aussage nicht gleich wieder. "Aber wenn es dein Plan ist, dann will ich folgen." Sage das nur, wenn du davon wirklich überzeugt bist. Wenn du für Kranke betest, dann bete um Gesundheit. Flehe Gott an, Kämpfe dafür im Gebet. Lebe im Gebet eine Beziehung zu Gott. In einer Beziehung geht es immer um mehr als nur um eine Person. Es geht im Gebet nicht nur um Gott. Es geht auch um dich.


Montag, 29. Mai 2017

Long time no see

Hallo ihr Räuber,
er ist wieder da! Also ich. Ihr wisst was ich meine.

Ob es eine gute Idee ist, direkt nach dem TMT einen Blog zu schreiben weiß ich nicht. Ja, ich nutze das TMT als Ausrede für schlechten Stil und falsche Sprache.

Die Frage:

Wie viel  Einsatz ist gut für uns? Vollgas für Jesus. Alls für den Herrn und zwar wirklich ALLES! Sich voll verausgaben. In den Verantwortungen, in denen wir stehen und in den Aufgaben, die wir haben. Ganz egal, ob du Hauptamtlicher bist und 10 Gemeinden leitest oder ob du Ehrenamtlicher bist und dich um die Jungschar kümmerst. Wann ist es zu viel des Guten! Ab wann ist der Punkt erreicht, dass man sich rausnehmen darf. Gibt es diesen Punkt denn überhaupt?
Diese Frage beschäftigt mich nun schon einige Monate.

Das Leben:

In meinem jugendlichen Leicht- (und Wahn-)sinn war ich starker Verfechter der Alles oder Nichts Philosophie. Wenn ich in der Jungschar mitarbeite, dann bitte auch ganz. Dann bin ich jeden Dienstag da. Dann bereite ich mich auch vor. Dann gehe ich auf die Schulungen vom EC. Dann muss alles andere hinten anstehen. Jede Klassenarbeit, jede Prüfung und jede andere Tätigkeit. Auch der Fußball damals. Ebenso ging es mir mit meiner Funktion als JK Leiter. Später im FSJ ging es ebenso weiter. Nur war ich da schon der Mini-JuRef. Begrenzt auf 1 Jahr war es auch in Ordnung dieses Jahr mit Vollgas zu bestreiten.

Der Aufgabenpool:

In Liebenzell merke ich, dass es nicht immer so einfach ist. Mich überwältigen zu viele Aufgaben und zu knapper Zeit. Gerade das letzte halbe Jahr war wieder mal voll gestopft mit den verschiedensten Tätigkeiten. Da habe ich die Aufgaben im KV Vorstand, meine Rolle als Student und somit auch ganz schön viel Lernzeug an der Backe, nebenbei will ich noch TK in Würzbach machen, mein Freundeskreis von daheim abdecken, die WG, in der ich lebe nicht vernachlässigen, die restlichen Studis auf dem ach so heiligen Berg mit der ein oder anderen Veranstaltung beglücken, und die eigene Family hat ebenso ihren ganz wichtigen Platz. Die Hälfte habe ich vermutlich gerade vergessen. Mich zerreist es manchmal und es gibt Wochen, da weiß ich nicht wo mir der Kopf steht.
Mein persönliches Problem ist, dass ich vermutlich zu wenig Nein sagen kann und mir die ganze Arbeit nebenbei auch noch Spaß macht. Immerhin eine gute Voraussetzung.

Das Hamsterrad:

Aber zurück zur Ausgangsfrage: Wann ist es genug? Im letzten Semester hatten wir das Modul "Führung und Coaching". Dort war das Thema Burnout zwar ein Randthema, aber dennoch nicht unwichtig. Stell dir vor, du bist ein Hamster. Drehst du das Hamsterrad oder dreht das Hamsterrad dich?  Bestimmt die Arbeit dein Leben oder kann ich noch selbst bestimmen, was ich machen möchte und was nicht? Kann ich, wenn es zu viel wird, mit Tätigkeiten aufhören oder bricht das gesamte System zusammen, wenn ich Arbeit abgebe? Die Frage nach dem Hamsterrad lohnt sich immer wieder zu stellen.

Die Beziehungen:

Ein zweiter Faktor stellt die Beziehungen dar. Man könnte noch einmal aufteilen in Beziehung zu Menschen und Beziehung zu Gott, aber denkt euch einfach beide Seiten mit. Leiden meine Beziehungen darunter? Kann ich Freundschaften pflegen? Kann ich zwischendurch auch einfach mal Beziehungen leben, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben? Klar, der ein oder andere mag sagen, dass mein Job schließlich Beziehungsarbeit sei, aber genau da ist der Knackpunkt. Arbeit! In welchem Rahmen können gesunde Beziehungen entstehen und wachsen. Nehme ich mir den Freiraum oder nicht. Das ist ein Punkt, mit dem ich selbst am meisten zu kämpfen habe.

Der dritte Punkt:

Weil jede Aufzählung drei Punkte haben muss. Die Zeit für mich selbst! Habe ich einen Rahmen, in dem ich mich selbst entfalten kann? Kann ich mich selbst entwickeln und meine eigenen Wünsche und Interessen verfolgen? --- Ist das nicht postmodern und böse? --- fragt sich der ein oder andere vielleicht. Ich glaube Nein. Gott hat in dich Begabungen hineingelegt. Er hat uns Menschen als bedürftige Menschen geschaffen. Als Menschen, die Wünsche, die Ziele und die Bestrebungen haben. Ich glaube, wir handeln zu Gottes Ehre, wenn wir uns um uns selbst kümmern. Und damit meine ich kein um sich selbst drehen. Denn die Gefahr des zu viel entsteht nicht dadurch, dass wir nur nach uns selbst schauen. Die Gefahr des zu viel entseht im Gegenteil, das wir uns selbst vergessen, nicht mehr auf unseren Körper hören und uns selbst vernachlässigen. Deshalb: Schaffe dir Zeiten, in denen du ausruhen kannst. In denen du eigene Interssen verfolgst. Einem Hobby nachgehst oder einfach nur faulenzt. Nicht als Lebensmitte, aber als Ausgleich.

Fazit:

Das was wir tun, sollten wir mit vollem Einsatz tun, keine Frage. Aber vergessen wir nicht, dass wir uns nicht von der Arbeit oder vom Amt bestimmen lassen sollten. Die Beziehungen zu unseren Mitmenschen und zu Gott sollte immer einen Platz in unserem Leben haben und auch uns selbst und unsere Bedürfnisse dürfen nicht zu kurz kommen.