Impuls

Medaillen sind etwas schönes. Sie glänzen, sie funkeln und das Beste: Sie erinnern einen an seine Leistung, die man erbracht hat um das Schmuckstück zu erhalten. Ich besitze nicht viele davon und die einzige Goldmedaille, die ich in Händen halten kann, ist die für ein Dartturnier an der Hochschule. Aber immerhin. Der schönste Moment ist wahrscheinlich stets der, in dem eine Person jemand anderem die Medaille um den Hals hängt. Der Moment, in dem jemand deine erbrachte Leistung anerkennt und dich dafür auszeichnet. 
Jesus erzählt in der Bibel eine Geschichte, in der sich ein junger Mann vielleicht nichts sehnlicher gewünscht hätte, als für seine Leistung eine Medaille geschenkt zu bekommen. Es ist die bekannte Geschichte vom verlorenen Sohn. Bzw. vielmehr vom älteren Bruder, der zu Hause bleibt und seine Arbeit weiter für den Vater tut. Der sich abrackert und schuftet, nur um vom Vater Anerkennung zu erhalten. Um eine Medaille um den Hals gehängt zu bekommen. Der ältere Sohn vergisst dabei schnell, worauf es dem Vater ankommt. Am Ende sagt dieser zu seinem Sohn: "Alles was mir gehört, gehört auch dir". Der Sohn hatte von Anfang an den vollen Anspruch auf alles, was dem Vater gehört hat. Der Sohn hatte von Anfang an die volle Anerkennung seines Vaters. Nur war der Sohn zu sehr damit beschäftigt sich das zu verdienen, was er schon lange besessen hatte. Anstatt in ein Vater-Sohn Verhältnis zu treten entschied er sich in einem Arbeitsverhältnis zu bleiben. 

Unsere Gesellschaft ist brutal Leistungsorientiert. Die Schule fängt heute ja schon fast im Kindergarten an und von Anfang an geht es darum gute Noten zu erhalten. Wer die Leistung nicht bringt, der hat schlechtere Chancen auf einen gut bezahlten Job. Das zieht sich von der Schule bis ins Berufsleben. Arbeitnehmer werden häufig nach ihren Aufträgen oder Zahlen bezahlt. Je besser der Mensch gearbeitet hat, desto mehr Geld verdient er. Je besser er arbeitet, je höher ist sein Ansehen in der Chefetage und vielleicht winkt ja dann schon eine Beförderung. Die Karriereleiter emporhasten. 
Schnell überträgt sich dieses Leistungsdenken aber auch in die Gemeinden. Mehr Gottesdienstbesucher, mehr Jungscharler, besseres Programm, bessere Technik und wer die Leistung nicht bringt? Wem es zu viel ist? Wer dem Druck nicht mehr standhalten kann? Ich hoffe, dass die Personen in deiner Gemeinde nicht aussortiert werden.
Nicht falsch verstehen: Ich bin ein großer Freund von großem Einsatz und von gut veranstaltetem Programm. Mir tut das Herz weh, wenn Menschen weit unter ihrem Potenzial arbeiten und deshalb finde ich es gut, wenn man Herausforderungen annimmt und auch mal über seine Grenzen hinaus geht. Aber (und das muss ich mir auch sagen) wir dürfen keine Messschnur anlegen und den Wert der Person an ihrer Leistung festmachen.
Denn bei Gott ist es anders. Er wertet die Menschen nicht nach ihrer Leistung. Er teilt die Goldmedaillen nicht erst aus, wenn wir das Turnier des Lebens gewonnen haben. Er liebt uns nicht erst nachdem wir genügend Leistung für ihn erbracht haben. Seine Anerkennung müssen wir uns nicht erst verdienen, wir erhalten sie einfach so geschenkt. Bevor wir irgendetwas tun legt uns Gott eine Goldmedaille um den Hals. Hammer. Und klar: Er sieht es auch gerne, wenn wir uns für ihn einsetzen. Für Gott gibt es allerdings keine Voraussetzungen für seine Liebe.