Samstag, 23. März 2019

Digitale Kirche

Was wäre, wenn sich Kirche nicht in einem alten, kalten Kirchengebäude abspielt, sondern zu Hause auf dem Sofa? Was wäre, wenn du mit deiner VR-Brille nicht nur einen Livestream siehst, sondern auch die Besucher im Gottesdienst um dich herum beobachten könntest? Was wäre, wenn sich gemeinschafliches Leben der Gemeinde unter anderem auch im Internet abspielt? Was wäre, wenn wir über das Internet vernetzt wären und mit Leuten im Gespräch sind, die wir auf analoge Weise überhaupt nicht mehr erreichen?
Was würde passieren, wenn sich Kirchen dazu entschließen die digitale und virtuelle Herausforderung anzunehmen, anstatt sie auszusitzen?

Es gibt noch so viele Fragen, die mich in dieser Richtung beschäftigen. Konkret wurden meine Gedanken dazu auf dem Gnadauer Zukunftskongress angestoßen. Selbst ich, der sich als noch recht junger Mensch versteht, nutze noch lange nicht das volle Potenzial unseres digitalen Zeitalters. Ich frage mich, ob wir nicht manchmal als Gemeinden dabei stehen geblieben sind das Internet allein als Werbeplattform zu sehen. Viele Jugendarbeiten haben mittlerweile immerhin einen Instagramm Account. Die Frage ist aber: Wie nutzen wir ihn? Als Werbeplattform für unsere Veranstaltungen? Oder schaffen wir es in den virtuellen Raum einzusteigen, Eine Plattform zu sein, wo sich Menschen auch virtuell begegnen können, Distanzen überwinden und connectet werden? In den allermeisten Fällen würde ich sagen: Nein!
Aber auch auf Großveranstaltungen nutzen wir das Potenzial nicht aus. Selbst wenn wir Livestreams anbieten: Wie oft haben diese auch die Möglichkeit zur Kommunikation? Wie gehen wir vielleicht auf die Leute ein, die einen Livestream schauen? Binden wir sie mit ein? Fühlen sich die Zuschauer als integrierter Teil der Gemeinschaft?

Ihr seht schon, ich stelle massiv viele Fragen. Mehr als die Hälfte davon wage ich nicht zu beantworten, weil meine Antwort darauf nicht positiv oder zu schwammig ausfallen würde. Ich merke nur, dass Angela Merkel vielleich doch Recht hat: Das Internet ist Neuland. Zumindest für viele Gemeinden. Ich sehe die Gefahr, dass wir ganze Generationen nicht erreichen, weil wir es verpassen dort zu sein, wo die Menschen sind: In der virtuellen Welt.

Ich will nicht leugnen, dass es viele Gefahren gibt. Dass viele Fragen unbeantwortet sind. Dass wir auch einen ethischen Umgang brauchen. Aber ich bin Praktiker. Wollen wir wirklich so lange warten, bei den Menschen zu sein, um uns komplexe Konzepte zu überlegen? Am Ende stehen wir so mit leeren Händen da, weil die Menschen auch dort Fragen haben. Und wenn wir nicht dort sind um ihnen Antworten zu geben, dann suchen sie sich die Antworten irgendwo anders.

Lasst uns mutig Schritte gehen. Lasst uns Neues ausprobieren. Lasst uns Fehler machen. Lasst uns daraus lernen. Lasst uns endlich anfangen in die virtuelle Welt vorzustoßen. Ich hab Bock drauf. Weil dort Menschen warten, denen wir begegnen können. Denen wir Freund werden.
Menschen, die suchen, aber nicht das finden, was ihren Hunger stillt.


Wie gesagt, ich hänge noch an vielen Fragen, vor allem auch an der Frage: Wie setzen wir etwas um? Vielleicht seid ihr auch inspiriert, durch diesen kurzen Abriss. Ich bin davon überzeugt, dass wir etwas bewegen können. Und zwar gemeinsam. Lasst uns Ideen austauschen, Erfahrungen weitergeben und wieder neue Dinge ausprobieren. Lasst uns gemeinsam die Kirche Gottes in die virtuelle Welt hineintragen.


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