Ab und an entfleuchen meiner kreativen Ader immer wieder ein paar Kurzgeschichten. Diese möchte ich hier zum Besten geben und vielleicht erfreut sich der ein oder andere Leser an ihr, kommt ins Nachdenken oder zum Schmunzeln. Gib mir doch gerne eine Rückmeldung, wenn du die Geschichte liest. Zum Inhalt, zum Schreibstil, zur Lesbarkeit, Verständlichkeit usw. Alles was dir dazu einfällt. Darf sehr gerne auch negatives sein (Mit der einzigen Einschränkung, dass es konstruktiv ist und nicht nur "ey das ist scheiße")
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen ;)
(Dabei sei noch gesagt, bei Ähnlichkeiten zu Personen oder Orten aus dem realen Leben besteht kein direkter Zusammenhang zum thematischen Schwerpunkt einer Geschichte. In folgender Geschichte beispielsweise könnte man auf reale Personen in meinem Umfeld schließen. Dabei ist die Geschichte reine Fiktion und Beschriebenes ist nie passiert. Nur um etwaigen Nachfragen schon einmal vorzubeugen.)
IHL Abschlussrede
„Oiskipoiski Strabulanzki!“ um eine
Fernsehsendung aus meiner Kindheit zu zitieren. Jetzt sind vier Jahre Studium
vorbei und ich bin der Auserwählte, der die Rede halten darf. Ich fühle mich
geehrt und möchte meinen Dank aussprechen. Danke an alle Dozenten, die sich
vier Jahre lang bemüht haben uns etwas beizubringen. Danke an die SLG, die uns
vier Jahre lang begleitet hat. Danke an die Schwestern, die unermüdlich für uns
gebetet haben. Danke an unsere Familien, die uns in jeglicher Hinsicht
unterstützt haben. Danke an das Sekretariat, das geduldig all unsere Fragen
beantwortet hat. Danke an alle Studenten, die uns zu Freunden geworden sind. Und
auch ein Danke an alle jetzigen Einser, die meine Rede ertragen ohne zu wissen
wer ich bin. Danke an alle Missionare, Pastoren, Jugendreferenten usw. die uns
die praktische Seite unseres Berufslebens veranschaulicht haben. Danke.
Aber was wäre eine solche Rede ohne
ein paar Erinnerungen an die Vergangenheit. Sentimentalität und Nostalgie haben
doch ihren Platz genau an solchen Eckpunkten des Lebens. So trauert der Eine
oder die Andere vielleicht den beiden ersten Jahren im Grundstudium nach. Es
schien alles so einfach. Selbst Griechisch und Hebräisch sorgten für einen
enormen Zusammenhalt in der Klasse. Insbesondere die Motivationsrede von Mihamm
Kim-Rauchholz klingt mir noch im Ohr, als sei es gestern gewesen. Es war die
Rede vom Point of no Return, also dem Punkt, ab dem es kein Zurück mehr gibt.
Mit einem atemberaubenden Tafelbild, welches in der Geschichte der IHL
zweifellos seines Gleichen sucht, malte unsere Lehrerin jedem glasklar vor
Augen, dass ein regelmäßiges Lernen der Vokabeln und der Grammatik unerlässlich
sind für das Bestehen des Koinäcum. Ein weiteres Highlight bestand meines
Erachtens in einer Einheit von Volker Gäckle, welcher es schaffte innerhalb
einer Doppelstunde in Rudolf Bultmann und die historisch kritische Methode
einzuführen und direkt im Anschluss eine Theologenklasse seelsorgerlich zu
begleiten, da ihr Weltbild der Theologie zu Boden geworfen und mit Füßen
getreten wurde. Aber zur Verzweiflung brachte einige unserer selbsternannten,
herausragenden Theologen vielmehr die Frage nach dem Sinn und Unsinn der
Pädagogik im Theologiestudium. Vielleicht war es aber auch die Erkenntnis, dass
ein Theologe doch nicht vollkommen ist, da das Formulieren von Fern- und
Nahzielen wohl nicht im angeborenen Kompetenzbereich des homo theologicus
liegt. Ganz im Gegenteil dazu die Homiletik. Die vorgestellte Grundhaltung beim
Predigen, welche Gustavo Victoria vermittelte, beherrschte die Klasse so gut,
dass sie bewusst davon abweichen konnte und sie sogleich kaum noch verwendete. Nebenbei
erinnere ich mich gerne an die angeregten Diskussionen, ob der Prediger nun mit
Dialekt „schwätze derf, wie em d Gosch no gwachse isch“ oder doch lieber in
gestochenem Hochdeutsch auf die Kanzel treten soll.
Ich möchte noch einmal ausdrücklich
Danke sagen an alle, die diese Erinnerungen möglich gemacht haben. Und das war
nur ein Bruchteil von vier Jahren. Wir haben herzlich miteinander gelacht, wir
haben miteinander gelitten und wir haben vor allem eines: viel miteinander
erlebt. Ich, für meinen Teil, nehme diesen Schatz voller Erinnerungen mit in
die Zukunft. Wenn ich vor Herausforderungen stehe, dann möchte ich zurückdenken
an die Zeit, in der ich an Hebräisch fast verzweifelt bin. Ich möchte daran
denken, dass mit Gottvertrauen und einer guten Gemeinschaft alles möglich ist. Und
wenn ich nervös hinter der Bühne stehe und mich kaum noch an meine
ausgearbeitete Predigt erinnere, dann möchte ich an Homiletik zurückdenken und
mich erinnern mit welchen Kniffen ich ruhig werde und Fassung bewahre. Wenn ich
mit meiner Gemeinde über Ziele nachdenke und wie wir sie umsetzen wollen, dann
will ich mich über die erlangte Kompetenz von Zielformulierungen freuen. Ich
wünsche mir und ich wünsche euch, lieber Jahrgang, dass wir diese Zeit hier
nicht vergessen, sondern die Erinnerungen als einen Schatz verwahren, auf den
wir zurückgreifen können. Ich wünsche uns, dass wir auch in Zukunft als
Klassengemeinschaft füreinander einstehen können. Im Gebet und in der
praktischen Hilfe. Und ich wünsche uns, dass wir auch in Zukunft tolle
Erlebnisse haben dürfen, an die es sich lohnt sich zu erinnern. Ich möchte, als
guter Theologe, den Stil wahren und so enden wie ich begonnen habe. Nämlich mit
einem Zitat: „Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die
Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille
Freude.“ Deshalb möchte ich Dankbar sein. Für jede Erinnerung, die ich
mitnehmen darf.
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