Mittwoch, 22. August 2018

Ab in die Wildnis

Früher konnte ich es nie leiden mit meinen Eltern im Urlaub wandern zu gehen. Elend lange Strecken, die Beine Schmerzen, man hat einen schweren Rucksack auf, die Sonne brennt einem ins Gesicht und irgendwie läuft man halt die ganze Zeit. Meine Eltern meinten zu mir immer: "Irgendwann wirst du auch wandern wollen." Und was soll ich sagen? Sie hatten Recht.

Ende Juli bis Anfang August war ich zwei Wochen auf dem Westweg unterwegs. 285km durch den Schwarzwald von Pforzheim bis nach Basel. Intern wird der Weg auch gerne der "Höhenweg" genannt und das nicht ganz zu Unrecht. Insgesamt werden über 10 Gipfel bestiegen die über 1000m hoch sind. Klar muss man dazu sagen, dass hier nicht die Höhe ansich das Entscheidende ist, sondern vielmehr das ständige Auf und Ab.

Ich hätte viel zu erzählen, begrenze mich aber auf ein paar Wesentliche Dinge.

Warum hab ich mir das Ganze angetan?

Ich bin den Westweg alleine gelaufen. Nicht unbegründet natürlich. Ich wollte eine Herausforderung. Die hatte ich auf der einen Seite durch die körperliche Anstrengung und auf der anderen Seite durch die soziale "Isolation" von bekannten Gesichtern. Ein zweiter Grund war für mich die intensive Zeit mit Jesus. Zwei Wochen wandern hieß für mich auch zwei Wochen Zeit im Gebet verbringen. Zwei Wochen zurück geworfen sein auf das Wesentliche.


Wie ist es mir so ergangen? 

Zu Beginn war ich super motiviert. Ich hatte richtig Lust und Freude daran einfach nur zu laufen. 15kg auf dem Rücken waren zwar auf Dauer auch nervig, aber man gewöhnt sich auch dran. Nach dem zweiten Tag wurde meine Freude allerdings etwas gedämpft. Mein rechter Oberschenkel fing an zu Schmerzen. Nur war ich noch 3 Tage vom nächsten Ort entfernt, was dazu führte, dass ich mich diese drei Tage zum Teil durchquälte. Letzten Endes humpelte ich weite Strecken und vor allem die Passagen, in denen es bergab ging wurden zur Hölle auf Erden. In Hausach angekommen wollte ich bereits abbrechen. Nur Günther, ein Wanderer den ich dort kennen lernte, überzeugte mich davon Magnesium Pulver zu nehmen und doch noch weiter zu laufen. Dazu kam, dass ich in dieser Nacht auf dem Zeltlager in Wolfach übernachtete, was ebenso neue Motivation gab und mich veranlasste den Weg weiter zu gehen. In der zweiten Hälfte des Weges wurde es mit meinem Bein immer besser, sodass ich am Ende nichts mehr von meinen Beschwerden spürte.

Auf sozialer Ebene war ich sehr gesegnet. Es gab kaum einen Tag, an dem ich nicht mit anderen Westweg-Wanderern mitgelaufen wäre. Ich bin nicht den ganzen Tag mit Menschen gelaufen, aber doch immer mal wieder ein paar Kilometer. Zu erwähnen wären da Hans, Martin, Günther, Johannes, Felix, Priska usw. Nur um mal diejenigen zu nennen, deren Namen ich noch in Erinnerung habe.Viele davon sind auch Christen und das hat mich irgendwie gefreut. Alle waren sie unterschiedlich und alle teilten eines miteinander: Den gemeinsamen Weg.
Auch geistlich erlebte ich einiges. Viele kleine Ermutigungen, viele kleine Gedankenanstöße und für mich das eine kleine Wunder mit Günther und meinem Bein. Es tat gut auf das Wenige beschränkt zu sein um sich auf das Wichtige zu konzentrieren.

Das Fazit

Es war eine hammer Zeit, die ich nicht missen möchte. Auch wenn es einige Schwierigkeiten gab und ich am Ende auch froh war, wieder in einem Bett zu schlafen und mich vielseitiger zu ernähren. Auch wenn ich froh war wieder genug Wasser zu haben und nicht min. 20 km am Tag zu laufen. Trotzdem war es eine Zeit, die dran war, die wichtig war, die mich gepägt hat. Ich denke ich habe so manches über mich gelernt, bin an manche Grenze gegangen und hatte eine super Zeit mit Jesus. Mit ein paar Wochen Abstand kann ich noch immer sagen: Ich würde es wieder tun und ich werde ähnliches wahrscheinlich auch mal wieder tun.